Vereinschronik des WFV Muttenz
von 1929 bis 2016
Im Januar 1929 gründeten 16 begeisterte Muttenzer Wasserfahrer den Wasserfahrverein Muttenz. Die einen fuhren mit einem selbst gebauten Weidling, die andern waren Aktivmitglieder bei den Vereinen Horburg und Birsfelden, Die Vereinsfarben Rot/Weiss/Grün ergaben sich aus jenen von Horburg und Birsfelden. Sofort wurden weitere Schiffe beschafft und das Trainingaufgenommen. Das Trainingsgelände lag im Auboden. Dort lag der Auhof, ein Bauernhof in Rheinnähe mit einer grossen Reitmatte. Der Bauer Schwörer betrieb auch eine Rheinfähre. Im Durlipskeller des Bauernhofes konnte das Fahrgeschirr eingestellt werden. An dieser Stelle stehen heute die obersten Tankanlagen des Auhafens. Der Verein gedieh sehr gut und auch die sportlichen Erfolge stellten sich ein.
1935 konnte am Ufer das erste Depot (Vereinshaus) mit einem Becherwettfahren eingeweiht werden. 1938 wurde die erste Vereinsfahne angeschafft. Das Jahr 1939 begann mit dem eidgenössischen Wettfahren in Zürich und endete abrupt mit der Mobilmachung. Damit wurde die gesamte Aktivmannschaft und ein grosser Teil der Passivmitglieder in den Aktivdienst einberufen. Bald darauf wurde der Rhein für den Schiffsverkehr gesperrt und das Fährseil gekappt. Unter diesen schwierigen Umständen konnte das Vereinsleben nur dank dem grossen Einsatz von zwei vom Aktivdienst befreiten Mitgliedern aufrechterhalten werden.
1943 wurde sogar eine Treppe erbaut. Trotz diesen schwierigen Bedingungen erhöhte sich die Mitgliederzahl. 1944 nahm die ganze Aktivmannschaft in Uniform am Wettkampf um den Silbernen Weidling vom Zürichsee teil. Zur Generalversammlung konnte mit dem neuen Vereinsorgan „Stachel“ eingeladen werden. 1945 wurde am Eidgenössischen in Basel der 2. Rang erreicht.
1946 erlaubte die Oberzolldirektion das Überqueren des Rheines und der normale Trainingsbetrieb konnte wiederaufgenommen werden. In diesem Jahr wurde im Depot eine Klause eingebaut und eingeweiht. 1948 wurde erstmals in einem Sitzungsprotokoll die „Dislokation des Depots“ erwähnt. In diesen Jahren begannen die Vorbereitungen für den Bau des Kraftwerks Birsfelden sowie des Birsfelder- und Auhafens. In diesen Plänen lag unser Depot im Hafengebiet und unterhalb des neuen Pegelstandes. Der angefragte Regierungsrat teilte dem Verein mit, dass der Kanton kein Land ausserhalb des Hafengebietes besitze und dem Verein daher nicht weiterhelfen könne. 1952 musste das Depot zum Waldrand verschoben werden. Dies wurde wegen des schlechten Zustands des Holzes eine langwierige Arbeit.
Damit begann die lange heimatlose Zeit für unseren Verein. 1954 wurde dem Verein vom Regierungsrat zugesagt, dass der Kanton mit der Firma Sandoz über einen Landabtausch beim Rothaus verhandle. Auch wurde eine provisorische Bewilligung erteilt um eine alte Militärbaracke als Ersatzdepot im Wald in der Schweizerhalle aufzustellen. Zur grossen Enttäuschung wurde dem Verein im September ein Depotplatz auf der Kraftwerkinsel in Birsfelden zugwiesen. Dies wurde von den Muttenzer Wasserfahrern aber nicht akzeptiert.
Der Vorstand mobilisierte nach diesem Entscheid den Gemeinderat und alle Muttenzer Landräte um sich in Liestal für einen Ankerplatz in der Schweizerhalle einzusetzen. Im Frühjahr 1955 kam dann die erlösende Mitteilung, dass beim Landabtausch mit der Firma Sandoz 165 Meter Land mit Rheinanstoss der Bevölkerung als Tummelplatz zur Verfügung gestellt werde und der Wasserfahrverein Muttenz als Initiant dieses Handels eine Bauparzelle auf diesem Grundstück erhalten werde. Im November be- gannen die langwierigen Bau- abklärungen und im Juli 1956 wurde die Bewilligung erteilt. Die Baukosten wurden mit Fr. 54‘000 veranschlagt. Die lange Zeit in der Baracke ohne Trinkwasser und Toilette schwächte den Verein enorm. Einige idealistische Mitglieder die an die Zukunft glaubten, steuerten das Vereinsschiff durch diese Klippen.
Erst im August 1969 wurde die provisorische Baubewilligung erteilt. Nach der Zustimmung der Oberzolldirektion wurde mit den Aushubarbeiten (aus Kostengründen von Hand!) begonnen. Mit grossem Einsatz der Mitglieder, die unzählige Fronstunden investierten, konnte das neue Depot im Juni 1961 eingeweiht werden. Damit standen den Mitgliedern Duschen und Toiletten zur Verfügung! Ab diesem Zeitpunkt wuchs die Zahl der Aktiv- und Jungmitglieder kontinuierlich an und auch die sportlichen Erfolge stellten sich wieder ein.
1962 konnte auf dem neuen Gelände ein Wettfahren durchgeführt werden.
1963 wurde die Abrechnung des Depot-Neubaus präsentiert. Bei der Bausumme von Fr. 76‘210.35 verblieb eine Restschuld von Fr. 10‘000, Anteilscheine inbegriffen.
1969 konnten das erste Langschiff die „Wartenberg“ getauft werden.
1970 wurde beschlossen, als erster Verein, 4 Kunststoffweidlinge anzuschaffen. Die zuletzt beschafften Holzweidlinge waren nach nur 3 Saisons bereits am Ende ihrer Lebensdauer. Dies war auf die Holzqualität und Verarbeitung sowie die damals prekäre Gewässerverschmutzung zurückzuführen.
Das Jahr 1972 war ein sportlicher Höhepunkt, wurde doch neben dem Eidgenössischen in Birsfelden auch an den andern 6 besuchten Sektionswettfahren ein Sieg erzielt. 1979 konnte eine neue Fahne getauft werden.
Im Jahre 1980 konnten sämtliche Wettfahren gewonnen werden. 1982 wurde ein Kunststofflangschiff beschafft. Im April 1991 wurde der Garderobenanbau eingeweiht. Damit stand erstmals jedem Aktivmitglied ein Garderobenkasten zur Verfügung.
1995 wurde dem Wasserfahrverein Muttenz der Kantonale Sportpreis zuerkannt. Daran erinnert die von Peter Mesmer geschaffene Skulptur vor unserem Depot. Zum 75. Vereins-Jubiläum im 2004 organisierte der Verein das erste Mal eine Schweizermeisterschaft im Paarwettfahren. Im gleichen Jahr wurde auch eine neue Vereinsfahne eingeweiht.
Ab 2010 begannen die ersten Diskussionen zur Erweiterung des Depots. Nach sorgfältiger Planung und rund 3000 Stunden in Eigenleistung konnte das erneuerte Depot im Juni 2016 eingeweiht werden. Ein Meilenstein für die Zukunft des WFV Muttenz.